Heimat verbindet.

Was ist eigentlich Heimat? Es ist ein dehnbarer Begriff der mal so, mal so interpretiert wird. Für jeden ist Heimat ein bisschen anders, aber meist mit vielen positiven Assoziationen verbunden.
Heimat kann sein, wo ich herkomme, aber auch wo ich lebe. Heimat kann ein Ort oder eine Region sein, aber gleichzeitig auch ein Dialekt, traditionelle Speisen, Kleidung, Brauchtümer oder Architektur und Landschaften.
Einige verstehen Heimat gar als ausgrenzendes Konstrukt. Dabei kann und muss Heimat verbinden, Brücken bauen zwischen Menschen, die sich mit einer Kultur mit ihren vielen Fassetten identifizieren und auch denen, die sich in diese Kultur integrieren oder anderen, die sich an gelebter Heimat erfreuen.
Eine wichtige Eigenschaft der Menschheit war und ist es, Wissen, Traditionen und Bräuche zu pflegen und an nachfolgende Generationen weiterzugeben.
In einer sich immer schneller wandelnden Welt wird dies zu einer immer größeren Herausforderung. Zum einen gilt es, Altes zu bewahren, aber auch Neues zu dokumentieren das irgendwann selbst wieder Geschichte sein wird. Wobei Geschichte nicht passé ist, denn Heimat verbindet auch Vergangenheit und Gegenwart miteinander, stellt eine Verbindung zu dem her, was wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen.

Foto: Daschner

Heimat pflegen als öffentlicher Auftrag

Daher ist es gut und richtig, dass es ein öffentlicher Auftrag ist, Kultur und Heimat zu pflegen. Im Freistaat Bayern nehmen diesen vor allem die Bezirke wahr. So auch im Bezirk Oberbayern.
Gerade in Oberbayern spielen Heimat, Kultur und Brauchtum eine große Rolle und veranschaulichen deutlich den verbindenden Charakter des Heimatbegriffs. So erfreuen sich auch Touristen aus anderen Teilen Deutschlands und der ganzen Welt am bayerischen Brauchtum. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Aushängeschild des Landes.
Der Bezirk Oberbayern kommt seinem Auftrag zur Förderung der Kultur in vielerlei Hinsicht nach. So zum einen über traditionelle Wege, wie die finanzielle Förderung von Kulturschaffenden, kulturellen Einrichtungen und der Denkmalpflege. Aber auch Projekte und Veranstaltungen im Bereich der Heimatpflege vor Ort unterstützt der Bezirk als freiwillige Leistung.
Auch erfolgt eine finanzielle Förderung von Projekten und Einrichtungen im Bereich Volksmusik, Brauchtum und regionaler Literatur, denn auch und vor allem immaterielles Kulturgut gilt es zu dokumentieren und zu erhalten.

Partizipation als Schlüssel zum Erfolg

Ein Fokus bei den Förderungen von Kultur und Brauchtum muss vor allem die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger sein.
Kulturprojekte bei denen Menschen aktiv mitwirken können und dazu inspirieren Heimat zu leben, sind ein wichtiger Baustein den Heimatbegriff erlebbar zu machen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass vom Bezirk veranstaltete ZAMMA Kulturfestival, als Weiterentwicklung der Oberbayerischen Kultur- und Jugendkulturtage. Es ist eine Veranstaltung, die Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft zusammenbringt. Ein Fokus hierbei liegt auf der Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen, denn Kultur ist für alle da und kann mit allen Sinnen erlebt werden.
Die vom Bezirk ausgelobten Preise und Auszeichnungen regen aktiv Menschen in Oberbayern an, etwas zur Bewahrung des Kulturerbes beizutragen.
Auch in Zukunft muss die Förderung von Heimat und Brauchtum in diesen Bereichen ausgebaut werden. Das Hauptaugenmerk muss hierbei vor allem auf genau diesen Gesichtspunkten liegen, dem aktiven Bürgereinbezug und inklusiven Ansätzen.

Kulturelle Schätze zugänglich machen

Ebenso wichtig ist es Kultur und Heimat materiell erlebbar zu machen. Hierfür spielen Museen eine tragende Rolle. In ihnen kann Heimat für alle erlebbar gemacht werden. Diese können die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden, Wurzeln schaffen, Halt und Impulse geben.
Der Bezirk trägt diese Rechnung, indem er selbst Träger von musealen und kulturellen Einrichtungen, wie dem Freilichtmuseum Glentleiten, dem Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik in Bruckmühl oder den Psychiatriemuseen an Standorten der kbo und Förderer anderer Museen und Ausstellungen auftritt.
Vor allem muss erlebbar werden, wie sich das alltägliche Leben vom Arbeitsalltag bis hin zum familiären und gemeinschaftlichen Zusammenleben in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten entwickelt hat und zu dem geworden ist, wie wir Oberbayern heute kennen.
Dieses Engagement gilt es auch in Zeiten knapper werdender finanzieller Ressourcen zu erhalten und auszubauen. Dabei müssen heute die Rahmenbedingungen für die Zukunft geschaffen werden und die Museen weiter in der Transformation zu hybriden Einrichtungen begleitet werden.
Zum einen müssen die Einrichtungen selbst so gestaltet werden, dass sie nicht nur als Ausstellungsorte dienen, sondern vielmehr eine Plattform für Austausch, Begegnung, Lernen, Diskutieren, Erleben und Entdecken werden. Hierbei ist auch der Bezug in die Gegenwart stets wichtig.
Dafür müssen individuelle Angebote geschaffen werden, die es Menschen verschiedenen Alters, kultureller oder sozialer Herkunft, mit oder ohne Einschränkungen, Gruppen oder Individualbesuchern möglich macht, die Museen auf ihre individuelle Weise zu entdecken und zu erleben. Auch thematische Schwerpunkte für verschiedene Interessen werden im Hinblick auf eine immer heterogenere Bevölkerung wichtiger.
Dies ist vor allem auch durch den Einsatz von interaktiven Elementen in den Ausstellungen und Einbindung digitaler Inhalte möglich.
Auch müssen die Museen Raum für Begegnungen geben. Veranstaltungen verschiedener Art können neue Besuchergruppen erschließen aber auch regelmäßigen Museumsgängern Bekanntes in anderen Kontexten neu erleben lassen.
Dabei ist es wichtig, auf Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, Vereinen und anderen Akteuren einzugehen. So können gerade Kinder und Jugendliche von den Museen des Bezirks besonders profitieren und auf praxisbezogene Weise Lernerfahrungen in ungewohnter Umgebung machen.
Die Angebote sollten im Internet weiter ausgebaut werden. Die Exponate des Bezirks und Ihrer Museen können so einer breiteren Bevölkerung zugänglich gemacht werden.
Dabei darf es nicht bei einer reinen Digitalisierung analoger Inhalte gehen, sondern vielmehr müssen auf lange Sicht die Grenzen zwischen den Ausstellungen vor Ort sowie im Internet verschwimmen und ineinander übergehen.
Zu guter Letzt sind Museen eine Chance für den Bezirk, seine Arbeit in verschiedensten Bereichen anschaulich und im Kontext von Kultur und Heimat darzustellen, die sich direkt oder indirekt auf die Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort auswirkt.
In Zukunft ist die Förderung von Heimat und Kultur eine Investition in den Menschen. Dies muss weiter einen hohen Stellenwert haben. Denn Heimat verbindet und baut Brücken. Hierfür muss sich der Bezirk im Rahmen seines Auftrags zur Pflege der oberbayerischen Kultur und des Brauchtums weiter aktiv einsetzen.

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